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Mario Belón

Das eigene Homestudio – Was brauche ich wirklich?

…ist eine Frage, die nicht ganz so einfach zu beantworten ist. Die Antwort hängt von dem Ziel, dem Verwendungszweck ab.

Aufgemerkt! Da ich seit vielen Jahren als PC-User unterwegs bin, kann ich (im Moment) nur zu dieser Technik etwas empfehlen, für Mac User gelten unter Umständen andere Geräte die zielführender sind.

Fangen wir am besten bei den Basics an, gleichwohl schon über den reinen „Hobby-Standard“ hinaus.
Die erste Frage, die sich einem meist aufdrängt, ist, welches Mikrofon brauche ich denn überhaupt? Dabei ist die Frage nach dem Raum, wo findet die Aufnahme statt, mindestens genauso wichtig. Denn, was nutzt mir ein Ferrari, wenn ich nur auf der Spielstraße fahren darf?

Aber erstmal …was ist von Nöten?

  • Ein Mikrofon. Am besten Großmembram mit Nierencharakteristik, wenn möglich kein USB-Mikro. (auf Eigenrauschen achten)
  • Ohne USB Microfon benötigt man evtl. ein Interface, weil die Soundkarte des PCs/Laptops, qualitativ nicht mithalten kann und die Mikros meistens noch Phantomspeisung benötigen.
  • Mikrofonspinne, damit das Mikro freischwingt und somit weniger anfällig für Störgeräusche ist.
  • Kopfhörer (geschlossen)
  • Plopp/Pop Schutz für das Mikro, damit die Explosivlaute abgemildert werden.
  • Mikrofonständer.
  • einen Notenständer
  • DAW-Digital Audio Workstation – eine Aufnahmesoftware.
  • Kabine/Aufnahmeraum

Betrachten wir uns erstmal die Räumlichkeiten, in denen wir aufnehmen wollen. Die wenigsten Räume sind akustisch optimal ausgebaut, soll heißen, es hallt oft und klingt dumpf. Professionelle Aufnahmen „müssen“ trocken sein, wenig Raum, keine Störgeräusche von außen, kein Hall/Echo.

Für Streams, YouTube und semiprofessionelle Aufnahmen, muss der Raum natürlich nicht so sehr akustisch behandelt werden.

Muss ich mir jetzt gleich eine Sprecherkabine kaufen oder gar selbst bauen?

Das ist primär eine Budgetfrage, da so eine Pro Kabine in der Regel gerne mal zwischen 3.000,- und 8.000, – Euro kosten kann. Etwas günstiger wird es, wenn sie sich selbst etwas zusammenschustert.

Die einfachste, kostengünstigste und genialste Lösung ist… der Kleiderschrank!!!

Klingt komisch, ist es auch… aber tatsächlich gibt es sogar Profisprecher/-innen die statt einer Kabine, ihren Kleiderschrank nutzen. Der muss noch nicht mal begehbar sein, was natürlich noch bequemer wäre.

Das geht nur halbwegs gut, wenn der Schrank auch groß genug ist, um dort ein Mikro hinzustellen und vielleicht noch ein Tablett (für den Text). Ist der Sound dort nicht trocken genug, kann man sich auch mit einer Decke behelfen, um eine Art geschlossenen Raum zu simulieren. Aufgrund von Raumtemperatur und Frischluftzirkulation, kann man das nicht ewig machen und muss eventuell öfter pausieren. Aber die Aufnahmen haben oft sogar Studioqualität!

Eine weitere kostengünstige Variante wäre, sich vom Baumarkt ein paar Plastikrohre mit Eck-Rohrverbinder zu einer Art Viereck zusammen zu bauen, so dass man bequem drinstehen kann. Das Ganze mit dicken Bühnenmolton/ Bühnenvorhänge abdecken, das Mikro in eine Ecke und fertig ist die Sprecherkabine.

„Meine erste Sprecherkabine“

Ich hatte mir mal mit zwei großen Sperrholzwänden eine Kabine selbst gebaut, ganz am Anfang. Die habe ich in der Ecke meines Büros befestigt und eine der Wände mit Rolle und Scharnier beweglich an die Wand getackert, damit ich auch rein und raus kann. Die Wände beklebte ich mit speziellen Akustikmatten, was am teuersten war, da diese Akustikmatten, im Profibereich, doch recht aufwendig hergestellt werden. Noch einen dicken Teppich, Deckel auf die Kabine und auch mit Akustikmatten ausgeklebt und schon war die Profiaufnahme möglich! Damit hatte ich aber nur einen trockenen Raum, gegen Außengeräusche hilft das aber nicht. Wenn ein Laster vorbeifährt muss man pausieren, da so ein Mikro wirklich sehr empfindlich ist und alles hört.

„Meine erste Profi-Sprecherkabine“

Nachdem meine Kabine in die Jahre gekommen ist, musste eine neue her. Da bin ich auf Studiobricks gestoßen! https://studiobricks.com/de/zuhause/ Der Kundenservice ist absolut Spitze, sollte es Probleme geben wird einem dort sofort und unkompliziert geholfen. Eine Investition die sich wirklich lohnt.

Widmen wir uns mal dem Mikrofon. Da gibt es ganz viele Möglichkeiten, auch preislich von 100,- bis 20.000, – oder mehr, kann man da gut und gerne investieren. Normalerweise hört man oft, ist ein Mikrofon eine ganz individuelle Sache, sie muss zur eigenen Stimme passen. Es gibt gleichwohl, aus meiner Erfahrung und Sicht, durchaus ein paar Mikros, die für (fast) alle geeignet sind.

Nun denn, was für ein Mikro brauche ich denn nun? Das kommt natürlich auch darauf an, wofür man es einsetzen will. Ist es für Podcasts und/oder YouTube, dann kann schon ein gutes USB-Mikro ausreichen. Hier ist z.B. der Blue Yeti  ca. 180,- €(Amazon), oder Blue Yeti Pro Studio ca. 249,- € (Thomann) eine bekannte und gern genommene Variante. Auch das Rode NT-USB ca. 180,- € (Thomann) hat sich bei vielen etabliert. Alle kommen mit einem Popschutz und einem Mikroständer/Halterung um die Ecke.

Etwas wertiger ist der Procaster von Rode (Amazon), allerdings hat dieser einen XLR Anschluss, keinen Plopschutz, keine Spinne, keinen Mikrofonständer und ist auch nicht per USB anschließbar, und dieser liegt preislich um die 219,- €, bei Thomann um die 189,- €.. So braucht man hier allerdings auch einen entsprechenden XLR Anschluss an seiner Soundkarte im PC oder, wenn nicht vorhanden, ein extra Interface (wie eine externe Soundkarte). Es gibt allerdings auch eine USB-Variante, der Rode Podcaster (Amazon), der Kostet dann aber auch um die 280,- €

Alle drei erwähnten Mikros sind dynamische Mikros, diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie weniger Außengeräusche und Raum aufnehmen. So spart man sich evtl. die Arbeit den Raum akustisch zu optimieren.

Das ist im professionellen Bereich nicht so, dort werden Kondensatormikrofone verwendet, die unbedingt einen akustisch optimierten Raum brauchen! Diese Mikros hören alles, verzeihen wenig und man kann sogar Flöhe husten hören.

Dann schauen wir doch mal kurz rein was es im Profibereich so gibt und was es da Wichtiges zu beachten gilt.

Alle Mikros haben ein Eigenrauschen, die einen mehr, die anderen weniger. Auch abhängig davon wie gut man das Aufnahmesignal pegelt, also die Lautstärke der Aufnahme regelt. Je weiter offen der Pegel ist, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Rauschen zunimmt.

Alle Mikros, welche ich hier vorstelle, haben ein geringes Eigenrauschen und sind in der Handhabung recht einfach.

Das Mikro, welches am Anfang der Karriere immer gerne gekauft wird, ist das Rode NTA1 Complete Studio Kit (Neuauflage mit geringerem eigenrauschen). Es ist vom Budget her auch eines der günstigeren Großmembrammikrofone, preislich liegen wir hier so um die 300,- €, als Komplettpaket mit Mikro, Ploppschutz und Interface. Ich persönlich empfinde das Rode zu kalt und irgendwie zu glatt für meine Stimme, wobei ich gestehen muss das ich die Neuauflage noch nicht ausprobiert habe.

Natürlich kann man sich auch gleich ein richtig professionelles Mikro kaufen, das mittlerweile als Standard für die meisten Sprecher gilt. Das Neumann TLM 103, ca. 1.109,- € (Amazon), oder das Studio Set von Thomann ca. 1.049,-€, quasi die eierlegende Wollmilchsau.

Hergestellt in Deutschland und gehobene Technik, gelten eigentlich für alle Neumann Mikrofone, nicht umsonst werden diese in den meisten Studios genutzt.  Allerdings spielen auch diese Mikros in der Liga der gehobenen Preisklasse mit. Von einigen Sprecherkolleginnen habe ich gehört, dass diese mehr zum TLM102 tendieren, da es der weiblichen Stimme mehr entgegenkommt. Gleichwohl arbeiten auch einige männliche Kollegen mit diesem Mikro, was wieder ein Beleg dafür sein kann, dass ein Mikro auch zu eigenen Stimme passen muss. Das TLM 102 ist mit knapp über 700,- € auch preislich, im Verhältnis gesehen, recht moderat. Bei Thomann z.Zt. für 599,- € im Black oder Nickel Bundle.

Ein sehr gutes und mit dem TLM103 auf Augenhöhe agierendes Profi Mikro, wäre das MK4 Set von Sennheiser ca. 389,- € Mit diesem Mikro habe ich über viele Jahre hochwertige Aufnahmen gemacht und das Beste, es ist, mit einem Preis zwischen 300,- € und 390,- €, je nach Ausstattung und Aktion, sogar recht günstig. An den hochwertigeren Mikros hat man auch über viele Jahre etwas mit dem man verlässliche Arbeit leisten kann.

Ein ebenso hochwertiges Mikro, allerdings mit er Besonderheit das es wenig Raum aufnimmt, ist das Shotgun MKH 416 ca. 999,- € (Thomann) auch von Sennheiser. Hierbei handelt es sich um ein Richtmikrofon das ganz gerne von den Sprechern in Amerika genutzt wird, wie übrigens auch das MK4 und durch seine Richtcharakteristik sehr direkt aufnimmt. Damit spart man sich einen Teil der akustischen Raumoptimierung, da es ohnehin wehr wenig Raum aufnimmt und auch Störgeräusch unempfindlicher ist. Dieses schlägt dann allerdings auch mit 800,- € bis 1.000,- € zu Buche.

Eine tolle Alternative, wäre das Synco Mic-D2 (Amazon) Richtmikrofon XLR, das genauso klingt aber mit um die 270,- € wesentlich Brieftaschen freundlicher ist. Über die Zuverlässigkeit oder gar Langlebigkeit kann ich zurzeit noch nicht viel sagen, da ich es selbst gerade noch austeste und es auch recht neu auf dem Markt ist.

Da diese Mikrofone alle über einen XLR Anschluss verfügen, welcher meist nicht in der im PC oder Laptop verbauten Soundkarte verbaut ist, benötigt man ein ebenso professionelles Interface, quasi eine externe Soundkarte. Hier hat sich Focusrite einen Namen gemacht, die Scarlett Reihe ist bei vielen Profisprechern/-innen zu finden. Hier reicht für den Anfang schon das Focusrite Scarlett Solo 3rd Gen, (Amazon) das es für um die 115,- € gibt, Alternativ bei Thomann gibt es das Solo derzeit für 109,- € oder als Studio Set, (Amazon) mit Mikro und Kopfhörer, für um die 235,-€ und bei Thomann kostet das Solo Set z.Zt. 207,- €. Allerdings kann ich zu dem Angebotenen Mikro nichts sagen, da ich es noch nicht getestet habe, es soll aber recht anständige Arbeit abliefern.

Jetzt noch die passenden Kopfhörer, wobei zu beachten ist, dass für die Aufnahmen, immer ein geschlossener Kopfhörer zu verwenden ist. Offene Kopfhörer eignen sich für die Nachbereitung und das Bearbeiten der Audiofiles. Hier wird gerne zu Beyerdynamic gegriffen, das Modell DT 770 Pro 250 Ohm, (Amazon) oder (Thomann) als geschlossene Variante und das DT 990 Pro (Amazon) oder (Thomann) für das Editieren. Beide liegen so um die 118,- €. Auch das AKG K271, (Amazon) oder (Thomann)als geschlossene Kopfhörer, wird sehr gerne in den Aufnahmeräumen genutzt.

Auch dieser kostet knapp 100,-€. Die günstigste Variante, mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis, die mir Kollegen empfohlen haben, ist das Superlux HD-669, das kostet bei Amazon knapp unter 40,- € und bei Thomann ca. 27,- €. Wenn der kaputt ist, kauft man sich einfach ein neues.

Jetzt braucht man nur noch eine halbwegs vernünftige DAW (Digital Audio Workstation), ein Aufnahmeprogramm also und schon kann es losgehen. Es gibt dafür einige kostenfreie Aufnahmesoftware mit denen man schon recht gut arbeiten kann. Hierzu zählt einmal Audacity oder auch Reaper, beides steht kostenfrei zum Download bereit. Will man etwas mehr, muss man halt wieder investieren. Neben Protools, dass die meisten Tonstudios nutzen, gibt es auch von Steinberg einiges an Software die uns das Profileben als Sprecher erleichtern können. Ich selbst nutze von Steinberg das Wavelab Pro 10, (Thomann) ist allerdings preislich auch im Profibereich. Wavelab kostet derzeit um die 500,- €, für Schüler und Studenten, als Educational Edition, (Amazon) um die 300.-. Mit ein bisschen Glück findet man auch eine abgespeckte Wavelab Version in den gängigen Zeitschriften, wie z.B. Keys und man zahlt nur die Zeitschrift. Keys hat im Moment das Wavelab LE 9, (Thomann) als Vollversion, für knapp 15 € im Angebot.

Alternativ gibt es auch manchmal von Magix (ehemals von Sony) das Sound Sound Forge Audio Studio 12 im Angebot, mit knapp 60,-€ ein Schnäppchen.
Eine kostenfreie, von mir noch nicht getestete Software, gibt es von DaVinci, das Resolve (nicht Studio). Damit kann man sogar Videos einbinden und besprechen.

Jetzt fehlt vielleicht noch ein Mikrofon- und evtl. Notenständer, damit das Mikro ordentlichen Halt hat und die Texte gut lesbar sind. Da kann man, durchaus schon für kleines Geld, Vernünftiges bei ebay finden. Hier ist K&M immer empfehlenswert, was preislich, je nach Modell, zwischen 25,- € und 55,- € kosten kann. Für den Notenständer empfehle ich das Thomann Orchestra Stand Set, das kommt sogar mit einer LED-Klemmleuchte, damit man den Text besser sehen kann und kostet um die 26,- €.

Fassen wir nochmal kurz zusammen:
Für einen guten, Professionellen Sound, ist der Raum, also die Raumakustik, von größter Bedeutung. Danach folgt die Wahl des Mikros, danach dann der restliche Technikkram. Allen vorangesetzt steht natürlich das ordentliche Sprechen Lernen/können, dieses Handwerkszeug ist unabdingbar. Hier noch einmal alle Empfehlungen zusammengefasst;

Mikrofon:

Königsklasse – Neumann TLM103 / Neumann TLM 102 / Sennheiser MK4 / Sennheiser MKH 416 / Synco Mic-D2 Richtmikrofon XLR

MittelklasseRode NTA1 / Rode Procaster /

USB-Mikros – Blue Yeti / Blue Yeti Pro Studio / Rode NT-USB / Rode Podcaster

Pop-Schutz:

K&M 23956 Popkiller

Interface:

Focusrite Scarlett Solo 3rd Gen

Kopfhörer:

Geschlossen– Beyerdynamic DT770 Pro 250 Ohm / AKG K271 / Superlux HD 669
offen: Beyerdynamic DT990 Pro

Aufnahmesoftware:

Kostenfrei: Audacity / Reaper / DaVinci Resolve

Kaufsoftware: Steinberg Wavelab Pro 10, oder abgespeckt Wavelab LE 9 / Sound Forge Audio Studio 12

Ständer:
MikrofonständerK&M 27105

NotenständerThomann Orchestra Stand Set

Für die Akustik würde ich erstmal selbst Hand anlegen und mir was zusammenbauen. Da gibt es auch einige Tutorials und Empfehlungen, auch auf YouTube. Bei Gelegenheit (und mit Erlaubnis der Urheber) würde ich hier evtl. einige Links dazu veröffentlichen.

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